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SURFING JAPAN MIT YUKO

Surfen verbindet und schafft Freundschaften, die weder sprachliche noch geografische Grenzen kennen. Ich bin dankbar für die wunderbaren Surferinnen in nah und fern, die ich durch den Sport bereits kennenlernen durfte. Dazu gehört Yuko Takahashi, Surferin und Künstlerin aus Hirono, Japan.

Yuko Takahashi

Yuko lebt Tokio und Hirono. Im Gespräch erzählt sie, wie das Surfen die Farbe zurück in ihr Leben brachte und wie das regelmässige Pendeln zwischen dem pulsierenden Tokio und dem idyllischen Hirono für die perfekte Balance sorgt. Yuko bewegt sich auch beruflich zwischen zwei Polen: Einerseits arbeitet sie als Kultur- und Kommunikationsbeauftragte in einer internationalen Organisation, andererseits ist sie engagierte Künstlerin und Gründerin von engawanoie.jp.

Was hat dich nach Tokio und Hirono geführt?
Nachdem ich mehrere Jahre ausserhalb Japans verbracht und versucht hatte, den richtigen Ort zum Leben zu finden, wurde mir schliesslich klar, wie wertvoll meine Heimatstadt Hirono für mich ist. Hirono ist eine kleine Stadt am Strand der Präfektur Fukushima. Meine Familie und Freund:innen, die grossartige Natur und die reiche Kultur – sie alle machen aus, wer ich bin. Ihre Geschichte ist meine Geschichte. Gleichzeitig liebe ich auch Tokio. Eine Stadt mit dem Potenzial, ein neues Paradigma zu schaffen und ich möchte daran beteiligt sein. Deshalb teile ich meine Zeit zwischen Tokio und Hirono auf. Das dauert jeweils drei Stunden mit dem Auto oder Zug.

Warum surfst du?
Ich bin in Strandnähe aufgewachsen, das Meer war immer da. Als ich zum Studium nach Tokio zog, konnte ich einen Monat lang nicht gut schlafen, weil mir das beruhigende Rauschen der Wellen fehlte. 2011 wurde unser Haus u. a. durch einen Tsunami schwer beschädigt. Der Ozean wurde für uns zu einer Bedrohung, so wie wir Menschen für den Ozean eine Bedrohung sein können. Unser Haus lag wegen der hohen Strahlung im evakuierten Gebiet. Es war eine schwierige Zeit. Ich merkte schnell, dass ich den Ozean wieder in mein Leben bringen muss, um aus der monochromen Welt, die mich damals umgab, herauszukommen. Ich wollte wieder Farben in meinem Leben haben. Nach meinen Flitterwochen, die dem Tauchen gewidmet waren, verliebte ich mich 2012 in das Surfen – und wir sind uns bis heute treu geblieben. Warum ich surfe? Es musste einfach so sein 🙂

Was war dein prägendstes Surferlebnis?
Es war an einem Tag mit heftigem Morgenregen in Hirono. Plötzlich ging die Sonne mit einem Regenbogen über dem Horizont auf. Als ein Surfer vor mir einen Turn machte, sah ich durch einen Wassertropfen auf meiner Wimper einen Mini-Regenbogen aus seiner Spur plätschern. Ein aussergewöhnlicher Moment an einem gewöhnlichen Tag.

Dein Lieblingsspot?
Ich liebe den Strand Iwasawa in meiner Heimatstadt. Iwasawa bietet eine perfekte Fun-Welle für alle Surfer:innen. Es ist ein Beachbreak, die Strömung positioniert dich perfekt, um die mächtigen Wellen abzusurfen. Je nach Tageszeit sind die Wellen fett und langsam, um im Laufe des Tages schnell und tuby zu werden. Genau wie anderen Surf-Gemeinden liegt uns unser Zuhause sehr am Herzen. Ich kann mit Stolz sagen, dass meine Surfumgebung einfach unglaublich ist. Der Strand wird täglich von allen gesäubert. Mit unseren Maschinen und Unkrautvernichtern sehen wir an unseren «Clean-up Days» wie echte Profis aus. Ich bin dankbar, dort zu leben.

Beschreibe die lokale Surf-Szene in drei Worten.
Sonnig, liebevoll und respektvoll.

Was ist das Verrückteste, das du jemals fürs Surfen getan hast?
Am zweiten Tag während eines Surftrips auf Bali brach ich mir nach einer Kollision mit meinem Brett die Rippen. Allerdings fand ich das erst bei meiner Rückkehr nach Japan heraus! Trotz grosser Schmerzen surfte ich drei Wochen lang drei Sessions täglich. Die ganze Zeit konnte ich weder lachen noch mich im Bett umdrehen, aber ich surfte weiter…

Was möchtest du den Leser:innen mitgeben?
Seid poetisch!